Die Pfälzer Diemer
Im Umkreis von Burg Diemerstein



 
Dafür, dass die Halsdorfer Diemer-Familie aus der Pfalz stammen dürfte, liefert die Kartierung „luxemburgischer“ Familiennamen – dieselbe erfasst eigentlich Gebiete zwischen Maas und Rhein – durch die „Universitéit Lëtzebuerg“, 2012, in „Luxemburgischer Familiennamenatlas“, einen ziemlich deutlichen Hinweis. Der vorige Beitrag über die Diemer-Familie trug denn auch die Überschrift: „Die Spur kommt aus der Pfalz“. Und diese Spur möchte der Schreiber dorthin zurückverfolgen, ohne einen Zwischenstopp einzulegen, beispielsweise in Eisenberg/Pfalz, wo 1920 Alwin Diemer geboren wurde. In einem speziellen Kapitel über berühmte, aus der Diemer-Familie hervorgegangene Künstler und Wissenschaftler soll der Philosoph, Phänomenologe und Wissenschaftstheoretiker zu einem späteren Zeitpunkt gewürdigt werden.
Mitglieder der Diemer-Familie, besonders solche, deren Vorfahren einst aus der Pfalz nach Amerika ausgewandert sind, vertreten die Ansicht, der Name Diemer komme von der Burg Diemerstein oberhalb des gleichnamigen Ortsteils von Frankenstein, in der Verbandsgemeinde Hochspeyer.

Burg Diemer-stein bei Frankenstein
Wie in vorausgegangenen Beiträgen aber, wollen wir sauber Vermutungen und gesicherte Tatsachen auseinander halten: In manchen offiziellen Dokumenten liest man den Namen Diemerstein, welcher auf einen Felsen („Stein“) hindeuten kann, der von einem Diemer bewohnt war, auch getrennt; siehe Homepage der VG Hochspeyer unter „Home/Geschichte/Frankenstein“: „Die Burg Diemerstein wurde anfangs des 13. Jahrhunderts errichtet, als ein adeliges Geschlecht, das sich nach ihr nannte, eine eigene kleine Herrschaft gründete, zu der auch Fischbach gehörte. 1618 kauft Kurfürst Friedrich V. von der Pfalz die Herrschaft Diemer-stein (Schreibfehler oder bewusste Getrenntschreibung?) für seinen Bruder Ludwig Philipp, den Begründer der jüngeren Linie Pfalz-Simmern.“
„www.burgenwelt.de“ liefert über Burg Diemerstein u.a. folgende Informationen:
„1216 – Mit Rudeger von Diemerstein taucht erstmals der Name Diemerstein auf .
1217 – Weitere Edelfreie (u. a. Rudegers Bruder Nibelung – d. R.) mit dem Namen Diemerstein werden genannt ...“
Bei „Wikipedia“ erfahren wir unter „Burg Diemerstein“: „1217 werden Nebelung und Rudiger von Dymerstein erwähnt, die in finanzielle Streitigkeiten mit dem Kloster Otterberg um ihnen zustehende Zinsen des Hofes Sendelborn verwickelt waren. Nebelung von Dymerstein besaß auch das Patronatsrecht der Kirche in Hochspeyer.“
Über die Streitigkeiten der von Dymer-/Diemerstein mit dem genannten Kloster ist unter „Universitätsbibliothek Heidelberg: Heidelberger historische Bestände – digital“ unter Punkt 20 nachzulesen: „Friedrich graf von Leiningen schlichtet den zwist des klosters Otterberg und der ritter Nibelung und Rudiger von Diemerstein wegen Sendelborn. 1217.“
Mit „burgenwelt.de“ machen wir einen Sprung bis zum Beginn des 18. Jahrhunderts: „1707 – Der Wald (derselbe heißt heute noch „Diemerwald“ - d. R.) und Burg Diemerstein werden Besitz der Grafen von Wartenberg.
Zufall oder nicht? – Zwei Mitglieder der Familie Diemer sollten in den Dienst der wartenbergischen Grafen treten: Johann Theobald aus dem nahen elsässischen Oberbronn, als Oberförster in Hochspeyer, wo er am 5. Dezember 1712 Anna Katharina Maurer heiratete, und Johann Daniel Diemer, geb. 1703 in Oberhausen/Nahe, „luth. Gastwirt und Bürger, Hochgräflicher Wartenbergischer Oberförster zu Fischbach“ (VG Hochspeyer).
Johann Daniel wird 1744, in Zusammenhang mit dem Kirchenneubau von Fischbach, erwähnt: „Der große Kieferstamm für den Durchzug wurde für 2 fl (Taler) bei Oberförster Diemer in Fischbach bei Hochspeyer gekauft.“
Bereits wenige Jahre danach (1747) erhält er in Kaiserslautern die Genehmigung zum Bau des Gasthauses „Zum Ochsen“ (das spätere „Zum Rothen Ochsen“), und 1755 bittet er um Aufnahme in die Bürgerschaft der Stadt sowie die Entlassung aus den Diensten deren von Wartenberg.
Johann Daniel Diemer hatte 1742 in Kaiserslautern die verwitwete Maria Salome Christmann geheiratet. Der erste Sohn - das Paar hatte insgesamt 6 Kinder - , der 1743 geborene Johann Peter Diemer, scheint ein Abenteurer und Verschwender gewesen zu sein, der bei seinem Tod, 1780, praktisch sein ganzes Erbe, sowohl väterlicher- als auch mütterlicherseits, ein Vermögen von insgesamt 2120 fl, durchgebracht hatte.

Die Diemer-Familie von Hochspeyer
(Johann) Theobald Diemer hingegen blieb seiner Herrschaft treu bis zum Tode: Über ihn war in Erfahrung zu bringen, dass er, nachdem er 1712 die Anna Maria Maurer in Hochspeyer geheiratet hatte, 1728 dort ein Haus an der Hauptstraße baute, welches heute zu den ältesten des Ortes zählt und auch zu dessen Sehenswürdigkeiten. Es wurde mittlerweile allerdings, nachdem es in andere Hände übergegangen war, in „Haus Ruby“ umbenannt.
Auf dem alten Friedhof befindet sich, gleich rechts neben dem Eingang, die Grabstätte der Familie Diemer. Die Anlage steht auf der Denkmalliste des Landes Rheinland-Pfalz sowie auf der Liste der Kulturdenkmäler in Hochspeyer. Auf dem größten der sieben Grabsteine aus rotem Sandstein liest man nicht ohne Mühe „ ... TEOBALT DIEMER GEWESENER WOHLVER... OBERFORSTER GROEFL... ZU WARTENBERG ...“ – Ein so genanntes „Redendes Wappen“ befindet sich in der Mitte des Grabsteins. Darauf ist ein wütender, wohl verwundeter Hirsch zu erkennen, der ein Kind mit seinem Geweih durch die Luft schleudert. Es könnte demnach ein Jagdunfall dargestellt sein, bei dem ein Kind (des Försters?) ums Leben kam. Auch der geflügelte kleine Engel über dem Wappen lässt hierauf schließen.
Auf der rechten Seite des Wappens ist ein Rebstock als Hochrelief aus dem Stein gearbeitet. Und wieder stellt sich die Frage : Zufall?, denn auch andere Diemer-Familien hatten/haben einen solchen in ihrem Wappen. U.a. die Diemer von Hinterweidenthal, am südlichen Rande des Pfälzerwaldes, und jene von Albstadt (siehe deren Homepage). Es gibt übrigens auch heute noch mehrere Diemer-Weingüter in der Pfalz. – Ob sie ähnliche Wappen führen, ist dem Schreiber nicht bekannt.
Das Ehepaar Johann Theobald Diemer-Maurer hatte mindestens zwei Kinder:
Einen Sohn, Hermann Diemer, welcher mit der am 1. Juni 1742 auf dem Leinhof bei Waldleiningen (Hochspeyer) geborenen Anna Regina Vogt verheiratet war. – Graf Emich VIII. von Leiningen hatte 1533 das „Leinhaus“ erbauen lassen, welches ab dem 17. Jahrhundert in „Leinhof“ umbenannt worden war. Es handelte sich dabei um ein Hofgut mit dasselbe umgebenden Rodungsgebieten und Wäldern, in denen die Leininger Herren zu jagen beliebten.
Eine Tochter, Elisabeth(a) Diemer, hatte in die Diemersteiner Posthalterei der Thurn und Taxis eingeheiratet. Als ihr Mann (ein Herr Seib oder Geib) frühzeitig starb, ehelichte sie den am 13. April 1724 in Göllheim geborenen Siegesmund Friedrich Ritter. So wurde dieser quasi über Nacht Kurpfälzischen Zöllner und Reichsposthalter und gar gräflich-leiningischer Schultheiß. In Diemerstein errichtete er mit der Försterstochter Elisabeth Diemer ein stattliches Wohnhaus. Und in den Ställen der Thurn- und Taxisschen Poststation in Frankenstein sollen Mitte des 18. Jahrhunderts bis zu 50 Pferde untergebracht gewesen sein.
Sigismund Ritter verstarb am 10. März 1787 in Diemerstein. 1789 übernahm sein Sohn Adolf die Poststation. In einer Lokalchronik von Frankenstein („Frankenstein-Historie.de“) heißt es, er sei damals der reichste Bürger des Ortes gewesen und gar „Gläubiger der verschuldeten Grafen von Wartenberg und Leiningen“. – Schon bemerkenswert: Adolfs Großvater, Johann Theobald Diemer, war 1712 von Oberbronn, wo heute noch das Schloss der Grafen von Leiningen zu besuchen ist, nach Hochspeyer gekommen, um in den Dienst der Grafen von Wartenberg zu treten.
Auf einen seiner Enkel aber, Adolf Ritter, sollten beide gräfliche Herrschaften später einmal angewiesen sein, um sich finanziell über Wasser zu halten ...

Albert Dimmer
Email:
dial(at)pt.lu
Photos: A. D.
Burg Diemerstein wurde auf einem Felssporn errichtet, oberhalb des gleichnamigen Ortsteils von Frankenstein (Hochspeyer).

Die Grabanlage der Familie Diemer, auf dem alten Friedhof in Hochspeyer, steht auf der Denkmalliste von Rheinland-Pfalz.

In der Mitte des Grabsteins von Oberförster „TEOBALT DIEMER“ ist in einem „Redenden Wappen“ u. a. ein Jagdunfall dargestellt: ein Hirsch, der ein Kind mit seinem Geweih durch die Luft schleudert.


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