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Herkunft der Halsdorfer Diemer:
Die Spur kommt aus der Pfalz

In Halsdorf (Verbandsgemeinde Bitburg-Land), auf der Hochfläche zwischen Enz und Prüm gelegen, hat es nachweislich spätestens seit der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts eine Diemer-Vogtei gegeben. – Zuverlässig den vorläufig ältesten bekannten Wurzeln des eigenen Stammbaums zu folgen, vermochte der Schreiber jedoch nur bis zum Jahre 1686, dem geschätzten Geburtsjahr von Mathias („Theis“) Diemers, Vogt zu Halsdorf, bis das verschuldete Stockgut 1710 „verrufen“, und 1712 von Theodor Hack aus Bettingen ersteigert wurde. Dieser vertraute 1717 seinem Schwiegersohn Wilhelm Hoor (später Diemer) die Meisterschaft über dasselbe an (siehe Beitrag: „ Die Halsdorfer Diemer-Vogteien“).
Bekannt ist, dass ein Johann Doemers (andere Schreibweise für Diemers) 1666/67 eine Kapelle in Halsdorf hatte errichten lassen; es dürfte sich dabei um den Vater oder den Großvater von Mathias Diemers gehandelt haben. Doch weil im KB 5 Mettendorf, aufgrund der Wirren während des Dreißigjährigen Krieges, von Juli 1643 bis 1656 eine Lücke besteht, lässt sich diesbezüglich nur spekulieren. Ohnehin, so der Lokalhistoriker Norbert Meyer, „ ist im Mettendorfer Archiv ... 1605 der absolute tote Punkt erreicht – dank den Oraniern, die vorher etliche Male Geusenhorden vorbeischickten. Glaubt man unserem (dem Mettendorfer: d. R.) Pfarrer Molz, der im 19. Jahrhundert das Lagerbuch anlegte, haben diese `wüthenden Ketzer` nichts aus der Vorzeit übriggelassen.
Bezüglich der Herkunft der Halsdorfer, bzw. anderer bereits im 17. Jahrhundert in der Region Trier ansässigen Diemer, gibt es zwei Hypothesen:
1. - Die Diemer, deren Familienname sich ableitet vom „heidnischen“ ahd. Rufnamen Diotmàr (in der verkürzten Version Dietmar, Diemar, Diemer/Dimmer), sind eine endemische Sippe, Eingeborene aus der Südeifel, deren fränkische Vorfahren sich u. a. in Halsdorf niedergelassen haben. Und in der Tat reicht ein fränkisches Gräberfeld aus dem 7. Jahrhundert von jenseits der heutigen Straßengabelung Olsdorfer Straße-Stockemer Straße bis in den „Pesch“ des „Diemisch“-Hofes. Entdeckt hat diese Überreste aus fränkischer Zeit bereits 1931 ein Herr Viktor aus Halsdorf bei Ausschachtungsarbeiten, oberhalb des „Diemisch“-Hauses (dasselbe war damals schon im Besitz der Familie Dondelinger). Dem einstigen „Provinzialmuseum“ (heute „Rheinisches Landesmuseum“) in Trier hat Herr Viktor 1932 mehrere Grabbeigaben ausgehändigt. In Privatbesitz soll sich heute noch ein Teil des Kopfes einer Frau nebst einer Glasperlenkette befinden*. Besonders interessant wäre allerdings zu erfahren, ob sich, anhand der DNA-Analyse von Knochenfunden, nachweisen ließe, ob heutige Halsdorfer Dorfbewohner bzw. Nachfahren ehemaliger Halsdorfer (wie der Schreiber) von jenen fränkischen Siedlern aus dem 7. Jahrhundert abstammen.
2. - Der Nachname Diemer wurde mit dessen Trägern aus Franken importiert: Der Name kam im alten Herzogtum Luxemburg nur sehr selten vor und wurde in der Zeit nach dem Konzil von Trient (dauerte mit Unterbrechungen von 1545-1563), während der so genannten Gegenreformation, in katholischen Gegenden zunehmend verballhornt. In der Eifel z.B. wurde aus Diemer Dumer, Dymer, Dümer, Demer, Dimmer ... All diese orthographischen Abweichungen auf eine Schwäche in Rechtschreiben wenig gebildeter Dorfpfarrer zurückzuführen, welche in diesen unwirtlichen Landstrich (straf?)-versetzt worden waren, wäre wahrscheinlich nicht ganz korrekt. Vielmehr dürfte die deutsche, „heidnische“ Herkunft des Namens Diemer der wahre Grund für die unterschiedlichsten Schreibweisen gewesen sein, figurierte doch kein Dietmar auf der Liste der christlichen Heiligen. - Dieses Patronymikon wurde wohl auch deshalb orthographisch, manchmal bis zur Unkenntlichkeit, verstümmelt. Erst seit dem 20. Jahrhundert soll es wieder Dietmars in der Eifel geben.
Ein Indiz für die „Einwanderung“ der ersten Diemer in die Südeifel liefert aber auch die unter der Leitung von Dr. Peter Gilles von der „Universitéit Lëtzebuerg“ erstellte
Online-Kartierung einheimischer Familiennamen („Luxemburgischer Familiennamenatlas“): Gibt man nämlich die Namen Dimmer und Diemer gleichzeitig ein, führt die Spur der Diemer aus der Südpfalz, aus der Umgebung von Speyer, Worms, Mannheim ... in nordwestliche Richtung, quer durch den Pfälzer Wald, nach Traben-Trarbach an der Mosel, und von dort zur Verbandsgemeinde Bitburg-Land (zu der auch Halsdorf gehört), wo die Diemer bloß als kleine rote Kerbe im dicken blauen Punkt der Dimmer figurieren.
Westlich davon, im heutigen Luxemburg, stößt man dann nur noch auf Dimmer, die, hauptsächlich nach der zweiten Teilung Luxemburgs, 1815, dorthin „ausgewandert“ sind. – Der Grund für die orthographische Mutation des Namens wurde dargelegt in dem Beitrag: „Von Diemer zu Dimmer / Etymologie eines `luxemburgischen` Familiennamens“.
Nun mag man einwenden, die genannte Kartierung beruhe lediglich auf Einträgen im Telephonbuch. Aber in diesem sind ja immerhin die Nachkommen einstiger Diemer-Familien verzeichnet, und es kann ja wohl kein Zufall sein, dass zwischen Rhein und Eifel keine einzige Dimmer-Familie im Telephonbuch zu finden ist. – Es sei denn, man hielte eventuell dort vorkommende Dimmer für primitive Zeitgenossen, die noch nicht ans Telephonnetz angeschlossen sind ...
Schaut man sich auf der Internet-Plattform „verwandt.de“ die absolute Verteilung des Namens “Diemer“ an, so scheint das Zentrum des Vorkommens von Mitgliedern dieser Sippe innerhalb der Kreise Rhein-Neckar, Neckar-Odenwald, Heilbronn (spezieller Beitrag vorgesehen) zu liegen. Relativ viele Diemer – deren geschätzte Gesamtzahl, basierend auf 1093 Telephonbucheintragungen, beträgt deutschlandweit, laut „verwandt.de“, nur 2914 Personen – findet man außerdem im Ostalbkreis (spezieller Beitrag vorgesehen), im Wetteraukreis, in den Kreisen Bad Kissingen, Rhön-Grabfeld, Rhein-Neckar, Bad Dürkheim, Kaiserslautern (spezieller Beitrag vorgesehen) und Donners(!)berg. Womit wir in die Pfalz, die mögliche „erste“ Heimat der Halsdorfer Diemer zurückgekehrt wären.
Es sei jedoch auch erwähnt, dass „Diemer“ bzw. „Diemar“, nicht bloß Varianten desselben Nachnamens (Dietmar) sind, sondern dass sich die Wege von Vertretern „beider“ Familien im Laufe von Jahrhunderten gekreuzt haben, dass es sehr wahrscheinlich verwandtschaftliche Beziehungen gegeben hat, und dass herausragende Persönlichkeiten mal unter dem Familiennamen Diemer und dann wieder als Diemar in Erscheinung traten.
Zum derzeitigen Vorkommen der Diemar nur so viel: Lediglich 121 Telephonbucheinträge (für geschätzte insgesamt 322 Personen) gibt es, immer noch gemäß „verwandt.de“, in ganz Deutschland. Aber es dürfte kein Zufall sein, dass diese wenigen Diemar zum guten Teil in Landkreisen vorkommen, in denen auch die Diemer überdurchschnittlich gut vertreten sind, u.a. im Ostalbkreis und im Wetteraukreis. Die Diemar sind aber auch weiter östlich, vor allem in Thüringen, anzutreffen.
Doch mit letztgenannter Familie und ihrem gemeinsamen Auftreten mit Angehörigen der Diemer-Familie soll sich erst in einem späteren Beitrag befasst werden.

Albert Dimmer
Email:
dial(at)pt.lu
Photos: A.D.

*) Die Angaben bezüglich des fränkischen Gräberfeldes in Halsdorf stammen vom Mettendorfer Lokalhistoriker Norbert Meyer
 

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